Macht. Macht erkennen ist Macht haben?
Shownotes
Spaziergang 14: Macht. Macht erkennen ist Macht haben? Hallo und herzlich willkommen zurück im Westerwald. Schön, dass du wieder dabei bist. Heute unser vierzehnter gemeinsamer Spaziergang. Wir sind wieder hier oben an der Streuobstwiese und es ist Sonntag. Also habe ich dir eine kleine Inspiration aus der Welt der Philosophie mitgebracht und vielleicht hast du ja vom letzten Mal noch in Erinnerung, dass ich ein großer Fan der Stoiker bin. Eine, ja, eine Philosophierichtung, die schon relativ alt ist, aus der griechischen und römischen Zeit. Und heute habe ich dir was mitgebracht von dem Philosophen Epiktet. Und Epiktet hat etwas gesagt, was ich für unglaublich wahr empfinde. Nämlich dass man immer wissen sollte, wissen muss, was innerhalb der eigenen Macht liegt. Also wo habe ich Macht drüber, was kann ich da tun und wo habe ich keine Macht drüber. Und das unterscheiden zu können, jetzt rennt Paulchen hier an uns vorbei, der freut sich, dass wir draußen sind und zusammen spazieren. Genau, also das gibt ja auch ein relativ bekanntes Gedicht, das später mal ein Theologe darüber gemacht hat, aber ursprünglich eben von den Stoikern. Und als jemand, der viel im agilen Umfeld gearbeitet hat und auch schon viele Retros begleitet hat, das Wort sagt bestimmt allen, die im agilen Umfeld arbeiten, was. Also ein Retro ist ja ein Wort für Retrospektive, also ein Zurückschauen auf eine Situation. Und der Clou ist, dass man sich dabei immer überlegt oder überlegen sollte, was ist denn eigentlich gut gegangen und was ist weniger gut gegangen und was wollen wir weitermachen. Das ist zumindest eine der Möglichkeiten, wie man so eine Retrospektive tut. Und ich finde das eine sehr, sehr gute. Und bei dem, was man dann als Conclusion hat, was man tun kann, darf man sich überlegen, was ist denn innerhalb meiner oder unserer direkten Macht. Als Team oder als Teammitglied. Was kann ich denn verändern? Was kann ich vielleicht anstoßen bei anderen? Wo habe ich also Einfluss drauf? Und was ist außerhalb meiner Macht? Und hier finde ich das Spannende aus meinen allen Retros, die ich so gemacht habe, dass ganz oft Menschen oder Teams meiner Erfahrung nach davon ausgehen, dass sie viel weniger Macht haben, als sie in Wirklichkeit haben. Also ganz oft lagern wir was nach außen und sagen, ja, der Chef, der muss das ändern. Der Abteilungsleiter, die Firma. Und da können wir nichts dran tun. Wir verstehen ihre Sache. Und ich kann dann immer nur sagen, ja, aber du hast viel mehr Macht, als du denkst. Denn du kannst selber Entscheidungen treffen. Und im krassesten Fall ist die letzte Entscheidung, die du treffen kannst, ob du kündigst. Also mir hier zu sagen, dass du keine Macht hast, keine Entscheidung treffen kannst, das stimmt nicht. Wir sind uns in meiner Erfahrung oft nicht bewusst, welche Macht wir eigentlich haben. Was man natürlich dazu sagen darf, gerade man sieht das am Thema Kündigung, das hat teilweise krasse Konsequenzen. Gestern haben wir ja auch über heftige Konsequenzen von Entscheidungen getroffen. Damals war es so, dass beide Entscheidungen zu einer oder zur anderen Seite, Deiche durchbrechen oder Deiche nicht durchbrechen, heftige Konsequenzen gehabt hätte. Und ja, auch wenn ich in einem Team bin und ich fühle mich nicht wohl und aus irgendeinem Grund gibt es keinen anderen Ausweg, dann ist natürlich die Entscheidung zu kündigen oder zu bleiben vielleicht. Beides nicht ideal. Ich glaube, dass das häufig vorkommt, dass es nicht ideale Entscheidungen gibt, dass es nicht das gibt, was wir uns gerade so wünschen. Da kommen wir wahrscheinlich nächste Woche mal drauf, in unserem kleinen Philosophie-Spaziergang. Aber sich bewusst zu werden, über was man eigentlich alles Macht hat und dass das viel mehr ist. Als man oft denkt, nur dass die Konsequenz dessen, dass ich mit macht dann handle, oft nicht meine Lieblingskonsequenz ist. Ja, das ist tatsächlich so. Ich merke das auch bei meinen Patienten. Ich bin ja Physiotherapeutin, mache psychosomatische Physiotherapie. Und auch bei meinen Patienten ist das ganz oft so die Sache, ich kann ja nichts tun gegen meine Schmerzen. Ja, vielleicht ist das in mancher Hinsicht richtig, du hast vielleicht dir den Arm gebrochen und der Arm tut immer noch weh, aber in deiner Macht ist ja, wie gehe ich mit diesen Schmerzen um? Und dann ist Thema Schmerz nochmal da was ganz Besonderes, weil Schmerz im Kopf im Grunde in vielerlei Hinsicht erfahren wird, das ist ein bisschen eine größere Thematik, sprechen wir bestimmt auch nochmal drüber. Denn es gibt ja die verschiedensten Arten von Schmerz. So, jetzt kommt Paulchen wieder vorbeigerannt. Und das ist genau so eine Sache mit, was ist in meiner Macht? Vielleicht ist nicht in meiner Macht, dass dieser Nerv jetzt sofort heilt. Aber es ist in meiner Macht, wie ich mit diesem Schmerz umgehe. Auch wenn er mir nicht gefällt. Wieder das Thema. Nicht jede Entscheidung, die ich treffen kann, nicht alles, was in meiner Macht ist, gefällt mir. Von der Entscheidung, die ich mit dieser Macht treffen kann. Aber zu sagen, ich habe keine Macht, mich zu entscheiden, ob ich diesen Job weitermache oder nicht. Ich habe keine Macht zu sagen, ich mache das Projekt oder ich mache es nicht. Ich habe keine Macht zu sagen, das Projekt wird rechtzeitig fertig oder nicht. Das stimmt einfach nicht. Wir haben viel mehr Macht, du hast viel mehr Macht, als du denkst. Du musst nur mit den Konsequenzen dessen am Ende leben, was du an Macht durchsetzt. Aber innerhalb deiner Macht ist es trotzdem, zu sagen, ich mache das Projekt nicht. Hat vielleicht die Folge, dass du gekündigt wirst oder eine Abmahnung kriegst oder dein anderes Lieblingsprojekt, was du tun könntest, nicht bekommst. Aber wenn es die Entscheidung ist, zwischen ein Burnout bekommen oder nicht oder irgendwelche anderen körperlichen oder psychischen Probleme zu bekommen, wenn man das Projekt noch ein paar Wochen oder ein paar Monate weitermacht, dann ja, du hast die Macht, Nein zu sagen. Du hast die Macht, dich zu entscheiden. Du hast die Macht, diese Entscheidung zu kommunizieren. Du musst dann eben auch mit den Konsequenzen leben. Aber die Macht. Hast du. Insofern um nochmal auf Epiktet zurückzukommen, unterscheiden zu können, ob etwas in der eigenen Macht liegt oder ob es das nicht tut, ist eine unglaublich wichtige Sache. Und wenn man das entscheiden kann, dann bringt es einem einen massiven Vorteil, zumindest über die Entscheidungsmöglichkeiten in der Macht nachzudenken. Und eine Entscheidung dann eben auch zu treffen. So, also jetzt nochmal zu deiner Frage. Nein, nicht zu deiner Frage, zu der Frage, die ich dir stelle. Machen wir es mal so rum. So funktioniert ja unser kleiner Spazier-Podcast, in dem du mit mir spazieren gehst. Du kriegst am Ende eine Frage von mir. Und die Frage ist diesmal… Wann wurde dir klar, in einer Situation, ob das auf der Arbeit war oder privat, dass du mehr Macht hast, als du erst dachtest? Und wie hat sich das angefühlt? Na ja, wie hat sich das in deinem Kopf angefühlt? Welche Gedanken kamen dir? Vielleicht puh, okay, jetzt, es ist in meiner Macht, aber dann muss ich auch die Entscheidung treffen. Oder war es ein Freudengefühl überall im Körper? Yeah, ich habe ja doch die Macht, das zu entscheiden. Oder vielleicht was ganz anderes? Was hast du erfahren, was hast du empfunden, als du gemerkt hast, ich habe doch viel mehr Macht, als ich erst gedacht habe? So, und damit wünsche ich dir einen wunderschönen Abend, einen wunderschönen Sonntagabend und freue mich sehr auf dich morgen bei unserem nächsten gemeinsamen Spaziergang.
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