300.000 Jahre. Sind Meetings urmenschlich?
Shownotes
Spaziergang 17: 300.000 Jahre. Sind Meetings urmenschlich?
Hallo und herzlich willkommen bei unserem 17. gemeinsamen Spaziergang hier im wunderschönen grünen Westerwald. Heute erzähle ich dir in unserem kleinen Wissensteil etwas über Meetings. Das wird die erste Anfangsfolge, in der es um Meetings geht, und in den nächsten Wochen werde ich dir ja ganz viel darüber erzählen.
Erzählen, warum Meetings heute so unkonstruktiv sind häufig. Warum wir erleben, dass Leute zu Meetings einladen, die wahrscheinlich gar nicht nötig wären, weil man das ganz einfach zwischen Tür und Angel hätte klären können oder vielleicht per E-Mail. Warum Leute in Meetings sitzen, die ganze Zeit nur reden und sich dann wundern, dass kein anderer was sagt. Warum in Meetings Emotionen hochkochen und am Ende keine fachliche Lösung gefunden wird, weil jeder auf seinem, ja, seinem eigenen System besteht.
Warum Leute meinen, in Meetings immer ihren Rang klären zu müssen und erstmal zeigen zu müssen, wer denn hier der Chef ist, statt dass man fachlich sinnvoll über Themen redet und fachliche Lösungen findet. Und so gibt es ja noch mehr Dinge, die Meetings irrsinnig unkonstruktiv machen können und dazu beitragen, dass am Ende eben kein gutes Ergebnis rauskommt oder wie gesagt, das Meeting vielleicht gar nicht nötig wäre.
Wir werden reden über sehr große Meetings, was da vielleicht das Problem ist. Wir reden aber bestimmt auch über Zweiergespräche. Und ich hoffe, dass mit diesen ganzen Themen in den nächsten Wochen – es werden übrigens zwischendurch auch mal ein paar andere Sachen wiederkommen, aber das wird sich so die nächsten Wochen durchziehen – ich hoffe, dich damit inspirieren zu können, dass du besser verstehst, warum die Meetings, die du heute hast, unkonstruktiv laufen.
Und vielleicht inspiriert es dich auch dazu, etwas zu ändern. Mal gucken, ich werde dir mit Sicherheit auch den ein oder anderen Tipp mitgeben, aber ich bleibe die ganze Zeit dabei: Es ist deine eigene Sache und deine eigene Entscheidung, was du damit machst. Aber manchmal hilft dir auch einfach ein bisschen was darüber zu wissen.
Und damit fange ich mal beim Ursprung von Meetings an. Das, was wir hier in Firmen und in Betrieben und in Behörden im Grunde tagtäglich machen, das hat seinen Ursprung. Und damit gehen wir jetzt mal etwa 300.000 Jahre zurück. Da war es hier im Westerwald zu der Zeit etwas kühler. Aber die Menschen, zumindest unsere direkten Vorfahren, haben noch nicht im Westerwald gelebt. Da hüpfen wir jetzt noch nach Afrika.
Vor etwa 300.000 Jahren hat sich, zumindest sagen das die ältesten Funde, der Homo sapiens in Afrika entwickelt. Und der Homo sapiens ist eine ganz interessante Spezies. Wir Menschen sind nämlich dann überlebensfähig, wenn wir kooperieren. Wir haben damals in kleinen Gruppen gelebt, meistens so 25 bis 50 Menschen. Das heißt, einige waren Erwachsene, Teil Kinder. Häufig Großfamilien. Ach, da läuft Pauli wieder vorbei. Der ist ein verdammt großer Stock. Hoffentlich rennt er dir gleich nicht gegen die Knie damit.
Genau, also wir haben in Gruppen gelebt, und häufig hatten wir so im Umfeld noch ein paar weitere Gruppen, die wir regelmäßig mal irgendwo getroffen haben. Wir Menschen hatten damals wahrscheinlich schon Feuer und unglaublich viel Technik, was wir konnten. Wir konnten Waffen herstellen und so weiter. Aber trotzdem waren wir Menschen als Gruppe nur dann überlebensfähig, wenn wir kooperiert haben.
Und das ist eigentlich der Ursprung unserer Meetings. Wenn du es dir so überlegst, dann sind wir Menschen die letzten 300.000 Jahre ganz intensiv darauf trainiert, Meetings zu machen. Aber, naja, vor allem funktionierende Meetings. Denn wenn wir alle zusammen abends am Feuer sitzen oder mittags irgendwo uns zusammensetzen – Paulchen, was ist denn bei dir los? War der Stock doch zu groß? Ja, der Stock war definitiv zu groß. Ich dachte es mir schon fast, aber du wolltest ihn haben.
Gut, also wenn wir zusammensitzen, dann war es natürlich für unser Leben, unser Überleben wichtig, dass wir gemeinsam Lösungen finden. Also keine konstruktiven Lösungen zu finden war in der Urzeit – war gefährlich. Vielleicht ist die Gruppe auseinandergebrochen, und keiner davon hat mehr überlebt. Das heißt, wir sind dafür geschaffen – so komisch das vielleicht für uns jetzt klingt bei all diesen unkonstruktiven Meetings, die wir erleben – wir sind dafür geschaffen, in Meetings, in kleineren, manchmal auch etwas größeren Gruppen Lösungen zu finden.
Also eigentlich können wir das als Menschen, denn wir haben es ja 300.000 Jahre lang geübt. Und die Menschen kamen vor etwa 40.000 Jahren nach Europa. Da war eine Diskussion noch ein bisschen drüber. Du merkst übrigens vielleicht gerade, ich habe ein Faible für die Altsteinzeit. Da lernst du mich noch ein bisschen besser kennen. Das wird uns vielleicht auch in den nächsten Wochen noch ab und an begegnen. Ich bin tatsächlich ein extremer Altsteinzeit-Fan und kenne mich dadurch auch viel aus in der Altsteinzeit, insbesondere was es darum geht, wie die Menschen damals gelebt haben, was es eben schon wohl oder nicht gibt an Funden.
Und genau, also ich nehme dich immer mal wieder mit, wenn es sinnvoll und passend ist, um zu erklären, warum wir Menschen uns jetzt vielleicht so verhalten, wie wir es tun. Genau, das ist unser erster kleiner Ausflug. Also vor etwa 40.000 Jahren kamen wir nach Europa, und durch die Kälte, durch die Eiszeit, die wir damals hier erlebt haben, mit einem Peak so vor etwa 20.000 Jahren, mussten wir noch intensiver zusammenarbeiten.
Also hier in Europa waren wir noch intensiver auf diese Zusammenarbeit angewiesen durch diese extreme Kälte, die wir gemeinsam meistern mussten. Und ja, wir sind dafür geschaffen, ich kann es nicht anders sagen. Wir Menschen sind urmenschlich dafür geschaffen, Meetings zu haben und konstruktive Lösungen zu finden, damit wir überleben.
Jetzt hat aber unser Körper und unsere Psyche und unsere damit verbundenen Emotionen sich auf eine Situation eingestellt, wie sie eben vor 40.000, 30.000, 20.000 Jahren war. Und im Grunde hat sich, zumindest was Meetings und Zusammenarbeit betrifft, wenig verändert bis vielleicht vor 100 Jahren. Also, auch wenn ich euch gerne mehr über die Jungsteinzeit und die ganzen Veränderungen erzähle, da passt es heute nicht so ganz rein. Also wir gehen mal davon aus, dass erst in den letzten 100 bis 50 Jahren sich irrsinnig viel in unserer menschlichen Umgebung geändert hat. Und das hat zum Beispiel mit biologischen Faktoren zu tun. Also es gibt biologische, neurologische, neuroimmunologische Gründe, warum es uns heute manchmal schwerfällt, in Meetings konstruktiv zu sein und gute Lösungen zu finden.
Das wird ein Blog sein, über den wir reden. Einen davon kennst du schon: Schlafmangel. Da habe ich dir Montag von erzählt. In dem Moment, dass Leute schlecht schlafen, echt einen massiven Schlafmangel haben, dann wirkt sich das auf die sogenannte emotionale Regulation aus. Also die können ihre Emotionen nicht mehr ganz so gut im Griff halten, wie sie es sonst können. Ich gehe mal davon aus, dass sie es sonst sehr gut können. Wir können ja aber auch noch darüber reden. Und dadurch hat man gerade so ein Edge. Und dieser Edge kann schon reichen, damit das Meeting am Ende nicht gut funktioniert und unkonstruktiv ist.
Das heißt, es gibt unglaublich viele biologische Gründe. Dann können wir uns dann später nochmal überlegen, warum es die überhaupt gibt. Also wenn wir doch als Menschen dazu gemacht sind, eigentlich zusammenzuarbeiten, dann ist es ja eigentlich ziemlich doof, dass es biologische Gründe gibt, dass wir nicht so gut zusammenarbeiten können. Na, okay. Aber das werden wir uns nochmal anschauen und warum die heute auch so massiv vorkommen, warum die in der Steinzeit vielleicht gar nicht so relevant waren.
Wir werden uns mit psychologischen Faktoren beschäftigen. Wie kommt denn ein Mensch dazu, bestimmte Bedürfnisse zu haben, und diese Bedürfnisse, wenn sie nicht gedeckt sind, dazu führen, dass er sich unkonstruktiv verhält in Meetings oder vielleicht Meetings ansetzt, die gar nicht nötig wären?
Möchte ich mit dir im Laufe der Zeit über psychotherapeutische, emotionale Gründe reden, die nochmal vielleicht ein bisschen tiefer liegen bei den Menschen und wie die dafür sorgen können, dass unkonstruktive Meetings am Ende sind mit dem Resultat, dass wir nicht vorankommen, dass wir in verschiedene Richtungen rennen, dass wir uns streiten, dass wir uns ärgern und alles, was eben in so unkonstruktiven Meetings passiert.
Wir geben unglaublich viel Geld aus, solche Meetings sind ja auch teuer. Sich überlegt, da sitzen zehn Leute mit einem ordentlichen Gehalt eine Stunde am Tisch, das ist teuer. Ja, ich habe es mir – da ich 15 Jahre immer mehr oder weniger in kleineren, aber auch vielen größeren Firmen gearbeitet habe – ja, ich habe es mir zur Aufgabe gesetzt, dich zumindest mal darüber zu inspirieren, woher das kommt, und dir eben im Laufe der Zeit mit den Inspirationen hoffentlich auch den ein oder anderen – eine Lösungsidee mitzugeben, bei der du dir überlegen kannst, ob du die verwendest oder ob du vielleicht einen der Faktoren auch bei dir selber entdeckst. Kann ja auch sein, dass du merkst, dass du selber Schlafmangel hast und vielleicht immer dann die Meetings genau besonders doof laufen, wenn du schlecht geschlafen hast. Das wäre jetzt nur mal so eine kleine Sache.
Genau, also meine Inspiration von heute ist das Wissen, dass wir Menschen seit 300.000 Jahren und erst recht die letzten 40.000 Jahre für Meetings geschaffen sind. Also wir können das, du kannst das, ich kann das, wir alle können Meetings, und wir alle können konstruktive Lösungen finden, denn wir haben es 300.000 Jahre zum Überleben gebraucht.
Ja, so, das ist jetzt die Inspiration von heute, dieses Wissen, und nachdem ich dir gestern die Frage gestellt habe, wann du zum letzten Mal ein unkonstruktives Meeting erlebt hast, bekommst du heute von mir die Frage: Wann hast du denn zum letzten Mal ein ausgesprochen konstruktives Meeting gehabt, und was war da anders? Waren das vielleicht einfach ganz andere Leute, die anders drauf waren? Lag es daran, lag es daran, dass es ein anderes Setting war, eine ganz andere Art von Thema? War es vielleicht nicht so emotional aufgeladen? Warst du vielleicht fitter? Es gibt ja immer sehr, sehr, sehr verschiedene Gründe, warum so ein Meeting ausgesprochen konstruktiv war.
Und das ist die Frage an dich heute: Denke mal an ein Meeting, was ausgesprochen konstruktiv – so konstruktiv war. Und warum glaubst du, dass das so konstruktiv war? Ja, mit dieser Frage wünsche ich dir noch einen wunderschönen Tag. Ich hoffe, ich konnte dich etwas überraschen, denn wenige Leute denken ja über die Altsteinzeit nach. Etwas überraschen mit dem Wissen, dass wir tatsächlich für Meetings geschaffen sind. Und ja, bis morgen! Mach's gut.
Literatur:
van Schaik, C., & Michel, K. (2023). Mensch sein: Von der Evolution für die Zukunft lernen. Rowohlt.
Disclaimer:
Dieser Podcast ist ein virtueller Spaziergang und dient ausschließlich der Information und Inspiration. Die Inhalte stellen keine Psychotherapie, kein Coaching und keine professionelle Beratung dar und ersetzen diese auch nicht.
Alle hier formulierten Aussagen sind wissenschaftlich recherchiert. Die entsprechenden Referenzen und Quellen findest du im Anhang der Show Notes zu dieser Folge.
Ich übernehme keine Verantwortung für die Richtigkeit der wissenschaftlichen Aussagen oder deren Anwendung. Die Inhalte dieses Podcasts sind nicht als Anleitung zu verstehen, etwas Bestimmtes zu tun, sondern dienen rein der Inspiration und Anregung zum Nachdenken.
Bei gesundheitlichen oder psychischen Problemen wende dich bitte an entsprechende Fachkräfte oder Beratungsstellen.
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