Laufen. Kann Spazierengehen Stress reduzieren?
Shownotes
Hi, herzlich willkommen auf unserem zweiten gemeinsamen Spaziergang hier im Westerwald. Ich freue mich, dass du wieder dabei bist. Heute scheint die Sonne und ich finde das echt total angenehm. Das Wetter ist gut, ich habe nette Begleitung. Paolo ist auch dabei. Wir laufen hier gerade durch den Wald und ich habe dir ja bei unserer Willkommensfolge schon versprochen, dass ich dir ab jetzt immer einen kleinen Wissensteil mitbringe und dir eine Frage stelle. Also eine richtige große Frage. Ich glaube, ich werde dich zwischendurch mehr fragen, aber am Ende gibt es eine Frage und es ist echt schön hier heute. Die Sonne scheint und das scheint hier so durch die Blätter durch. Also die sind so wie marmoriert. Das ist echt hübsch. So, da vorne komme ich auf die Wiese. Da ist schon noch was mehr Sonne. Wenn wir schon hier zusammen im Westerwald spazieren gehen, dann dachte ich, reden wir doch einfach mal übers Laufen. Übers Laufen und über die… ja, über die Effekte davon. Und du bekommst natürlich alle Zitate für wissenschaftliche Studien in den Shownotes, aber ich erzähle jetzt ja ein bisschen drüber. Ich habe nämlich schon immer gemerkt, dass mir Laufen gut tut. Unglaublich gut. Als ich im Business gearbeitet habe, war ich immer total froh, wenn ich nach der Mittagspause noch ein bisschen laufen konnte. Und die Gespräche mit den Kollegen fand ich damals auch immer wesentlich inhaltsvoller beim Laufen, als im Büro. Irgendwie waren das andere Gespräche, sie waren nicht nur persönlicher, sondern auch kreativer. Also wenn wir über Projekte gesprochen haben… Hörst du eigentlich den Vogel im Hintergrund? Das ist ein total stranger Vogel, den habe ich noch nie gehört. Interessant, vielleicht kennst du den. Auf jeden Fall, die Gespräche fand ich immer wesentlich kreativer und weitergehender, wenn wir gelaufen sind. Und ich hatte immer das Gefühl, dass ich entspannter bin. Dass einfach mein persönliches Stresslevel runtergeht, wenn ich laufe. Zwischen Meetings oder nach dem Mittagessen oder wann auch immer. Und ich habe eine ganz interessante Geschichte gelesen, nämlich die Erfinderin einer mittlerweile total verbreiteten Therapieform, Psychotherapieform, das ist die Dr. Frances Shapiro, die hat diese Therapieform erfunden, sozusagen, als sie spazieren war. Damals war sie in einem Park unterwegs in Kalifornien und hat sich so zwischen den Bäumen umgeschaut und gemerkt, dass ihre Augen herumwandern und gemerkt, dass ihre Gedanken dann ruhiger wurden, dass sie entspannter wurde, dass ihre negativen Gedanken vor… weniger negativ wurden, sozusagen. Und das hat sie dann weiterentwickelt zu einer Methode, die wir heute als EMDR kennen. Eine mittlerweile wissenschaftlich extrem gut anerkannte Methode wird natürlich leider nicht mehr im Wald gemacht, sondern im Therapie-Setting. Aber was ich daran cool finde, ist, dass sie also wirklich das bei einem Spaziergang gefunden hat, sage ich mal, durch die Augenbewegung. Und insgesamt, und das finde ich so cool, dass du jetzt hier mit bist, gibt es total viel Evidence dafür, dass Menschen, wir, mir, spazieren, insbesondere spazieren im Wald gut tut. Also selbst kleinere Spaziergänge, wie wir hier machen, so unsere 10 Minütchen, senken schon das Cortisol-Level, selbst über Tage hinweg. Und ich glaube, 20 Minuten haben sie gesagt, das sollte man auf jeden Fall machen. Das heißt, du darfst gleich nochmal 10 Minuten länger laufen, als der Podcast hier geht. Vielleicht hörst du dir einfach zwei hintereinander an. Und ganz viele andere Faktoren - das System geht einfach in einen ruhigeren Modus über. Und das ist ja auch das, was ich selber erlebt habe. Also das ist echt angenehm. Außerdem gibt es hier im Wald, das hat man auch rausgefunden, total viele Stoffe, die die Bäume abgeben. Nicht um uns zu helfen, sondern um sich zu verteidigen und miteinander zu kommunizieren. Also die ganze Luft hier im Wald ist voll mit… Ach wie schön, hast du den Vogel gehört? Genau, voll mit Stoffen, aber auch mit Geräuschen. Jetzt ist auch vorbei. Ich glaube, es war eine Taube. Auf jeden Fall, diese Stoffe, die hier in der Luft sind und die Geräusche, die um uns herum sind und die Farben, da hat man herausgefunden, dass das unglaublich beruhigend für die Menschen wirkt. Das heißt, wenn du jetzt hier mit mir läufst, was du tust, dann hat das schon nur das Laufen mit mir einen positiven Effekt. Sehr wahrscheinlich auf dich, soweit die Wissenschaft mit der Wahrscheinlichkeit immer arbeiten kann. Genau, und das ist das, womit ich dich heute inspirieren möchte. Vielleicht hast du ja Lust, öfter mal rauszugehen, öfter mal dich zu bewegen, sowieso zu bewegen, auch unabhängig vom Wald. Aber im Wald und im Grünen tut das einfach noch viel besser. Wenn du nur einen Park hast in der Nähe, vielleicht hast du ja Bock rauszugehen, aber schau einfach, was dir selber gut tut. Dieser Podcast ist ja nicht dazu da, dir zu sagen, was du tun sollst, sondern nur dich zu inspirieren. Und wenn dir danach ist, dann mach das. Und wenn nicht, dann ja, finde deinen eigenen Weg. Es werden ja ganz viele Wissensteile kommen, vielleicht inspiriert dich ja ein anderer. Und daher komme ich jetzt auch zu meiner Frage an dich und die ist: Wie merkst du eigentlich, dass du entspannt bist? Also wenn wir hier drüber reden, dass der Wald und die Bewegung hilft zu entspannen, dann ist ja die nächste logische Frage: Wie merkst du das eigentlich bei dir? Wie merkst du das vielleicht in deinem Kopf, in deinen Gedanken? Wie merkst du das vielleicht in deinem Körper? Wie merkst du, du persönlich, dass du entspannt bist? Genau, das ist die Frage, die ich dir mitgeben will. Ich hoffe, ich konnte dich mit dem Wissensteil ein bisschen inspirieren. Und ich freue mich, dass wir spazieren waren. Ich freue mich auf nächstes Mal, dass du wieder mitkommst. Bis morgen.
Literaturverzeichnis Edwards, M. K., Wade, B., Frith, E., & Loprinzi, P. D. (2018). Mindfulness-based walking vs. seated meditation on anxiety, affect, fatigue, and cognition. Journal of Behavioral Health, 7(4), 186-192. Kotera, Y., & Richardson, M. (2022). Effects of Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy on Mental Health: a Systematic Review and Meta-analysis. International Journal of Mental Health and Addiction, 20(1), 221–248. Li, Q. (2022). Effects of forest environment (Shinrin-yoku/Forest bathing) on health promotion and disease prevention—the Establishment of "Forest Medicine"—. Environmental Health and Preventive Medicine, 27(1), 160. Shapiro, F., Kierdorf, T., Höhr, H., & Mallett, D. (2013/2022). EMDR - Grundlagen und Praxis: Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen (Überarbeitete 3. Auflage). Song, C., Ikei, H., Park, B., Lee, J., Kagawa, T., & Miyazaki, Y. (2018). Psychological Benefits of Walking through Forest Areas. International Journal of Environmental Research and Public Health, 15(12), 2804. Timko Olson, E. R., Hansen, M. M., & Vermeesch, A. (2020). Mindfulness and Shinrin-Yoku: Potential for Physiological and Psychological Interventions during Uncertain Times. International Journal of Environmental Research and Public Health, 17(24), 9340. Xu, J., Luo, W., Zhang, J., He, J., & Zhou, W. (2024). The Effect of Walking on Depressive and Anxiety Symptoms: A Systematic Review and Meta-Analysis. The American Journal of Medicine, 137(7), 540-548.e2.
Dieser Wissensteil basiert auf aktueller wissenschaftlicher Forschung und ist als Inspiration gedacht. Bei anhaltenden Stress- oder Angstproblemen empfiehlt sich der Rat eines Facharztes oder Therapeuten. Dies ist ein Spaziergang und kein Coaching, keine Psychotherapie oder medizinische Behandlung.
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