Nein. Nein hören - gut fühlen?

Shownotes

Spaziergang 19: Nein. Nein hören - gut fühlen?

Hallo und herzlich willkommen hier am Rheinufer heute noch einmal. Ab Montag sind wir dann wieder gemeinsam im Westerwald spazieren. Schön, dass du dabei bist.

Heute gibt es keinen Wissensteil, sondern einen Inspirationsteil. Und diese Inspiration geht rund um das Wort „Nein".

Ich war ja sehr lange in den Niederlanden. Ich habe sieben Jahre dort gelebt, davor schon war ich drei Jahre sehr häufig da, ich habe da studiert und habe dort gearbeitet. Und eines der Sachen, die ich dort gelernt habe, ist ein entspannter Umgang mit dem Wort „Nein".

Für mich, als ich aufgewachsen war, war das immer irgendwie was Unangenehmes. Was sich nicht gut angefühlt hat, ich hab manchmal so ein leichtes Magenkrämpfchen gekriegt in dem Moment, wo jemand zu mir „Nein" gesagt hat. Oder, ja, ich habe mich abgewiesen gefühlt und das ist meine persönliche Erfahrung, die ich dir jetzt sage. Das ist keine Psychologie, sondern wirklich nur eine Erfahrung.

Genau, ich glaube in den Niederlanden würde man sagen, Psychologie von der Koude Grond, also Psychologie vom kalten Grund oder auf Deutsch Küchenpsychologie.

Aber es geht hier wirklich um meine persönliche Erfahrung und um die Hoffnung, dass es dich vielleicht ein wenig inspiriert. Was habe ich jetzt in den Niederlanden so anderes gelernt, so anderes erfahren? Nämlich dass man ganz entspannt und selbstverständlich mit dem Wort „Nein" umgehen kann. Das war für mich, als ich aufgewachsen bin, ganz und gar nicht so.

Wie gesagt, ich habe mich immer… etwas unangenehm gefühlt, habe mich abgewiesen gefühlt, habe denke ich häufig auch versucht Situationen zu verhindern, indem ich das Wort „Nein" bekomme. Hey liebe Möwe da oben, was versuchst du mir denn gerade zu erzählen? Ich habe kein Brötchen oder sowas dabei, ne?

Ne, genau, also ich habe es ganz oft versucht zu verhindern und bin in Situationen auch aus dem Weg gegangen, weil ich es so unangenehm fand.

Und in den Niederlanden war das dann plötzlich allgegenwärtig. Ganz viele Leute haben auf ganz simple Fragen einfach ganz selbstverständlich „Nein" gesagt. Auch „Nein, das will ich nicht", zum Beispiel. Ohne dass da irgendetwas ich in der Stimme Unangenehmes mitschwingen habe hören. Und umso öfter das passiert ist, umso mehr wurde ich mir auch meiner Reaktion bewusst und das obwohl der andere Mensch, mein Gegenüber das völlig easy und selbstverständlich und ohne jede negatives Mitschwingen in der Stimme sagt, dass ich trotzdem darauf reagiere, dass ich trotzdem mein kleines Magenkrämpfchen kriege und mich abgewiesen fühle.

Mich unangenehm fühle, das meint diese Meta-Ebene mich abgewiesen zu fühlen hatte ich dann in dem Moment natürlich nicht, sondern ich fühlte mich unangenehm. Und umso öfter ich das erlebt habe, umso bewusster wurde mir einfach, dass meine Reaktion überhaupt nicht nötig ist, dass die anderen Leute um mich herum mit diesem „Nein" ganz selbstverständlich umgehen, als ob das irgendeine normale fachliche Info ist.

Ist es ja auch. Nur für mich war es das in dem Moment nicht.

Und vielleicht hörst du das jetzt und denkst dir, oh nö das hatte ich schon immer so, dass das für mich ganz einfach war. Und das ist toll. Also dann bist du auf jeden Fall in einer Situation aufgewachsen, in der dir der Umgang mit dem „Nein" auf ganz wundervolle Weise beigebracht wurde.

Und ich bin einfach total froh, dass ich das in den Niederlanden so gelernt habe. Und ja, für all die, die diese Erfahrung vielleicht noch nicht gemacht haben, hoffe ich, dass ich jetzt hier eben dir die Inspiration mitgeben kann. Ja, dass das Wort „Nein" etwas ganz Simples sein kann. Etwas ganz Selbstverständliches.

Etwas was einem weder kleine Bauchkrämpfe noch ein unangenehmes Gefühl machen braucht. Gerade dann braucht. Jeder hat da seine eigene Erfahrung.

Umso öfter ich das gehört habe. Ich glaube, das war einfach die Exposure bei mir, die dauernd wieder Exposure von einem ganz simplen ganz selbstverständlichen, ganz natürlichen ganz unproblematischen „Nein", dass die Leute mit solcher Selbstverständlichkeit ausgesprochen haben, dass ich überhaupt nicht daran zweifeln konnte, dass sie da irgendetwas Negatives mir gegenüber meinen konnten und es hat wirklich viele Monate, Jahre gedauert bis das dann wirklich ganz, ganz bei mir angekommen ist und ich bin total glücklich, dass ich mittlerweile mit „Neins" viel selbstverständlicher und viel bewusster umgehen kann und wenn ich doch mal mich abgewiesen fühle oder ja in meinem Körper eine Reaktion spüre, dann kann ich zumindest da bewusst damit umgehen und mir auch selber sagen, hey, das ist nicht notwendig du konntest das ja auch schon mal anders.

Und darf das aber dann auch liebevoll annehmen, weil anscheinend in dem Moment mein Körper oder meine Emotionen das doch wieder reaktiviert haben. Genau, also diese andere Perspektive und über Perspektivwechsel werden wir übrigens uns auch morgen unterhalten, aber dann auf Basis der Philosophie. Morgen gibt es ja wieder unseren philosophischen Spaziergang mit den Stoikern.

Aber heute ist das auch so ein bisschen ein Perspektivwechsel, den ich gemacht habe. Von, oh mein Gott, ein „Nein" ist was ganz Schlimmes, zu, hey, ein „Nein" kann etwas ganz Unproblematisches Selbstverständliches sein. Und ja, daher meine Frage heute an dich. Wie ist es für dich, ein „Nein" zu hören, wenn du jemanden etwas fragst?

Wie ist es, wenn du ein „Nein" hörst auf eine ganz simple Frage, vielleicht einfach, hey, habt ihr den Rabatt noch? Kann ich den auch haben? Oder vielleicht auch eine Frage die etwas wichtiger ist. Kann ich mitfahren in den Urlaub? Etwas was dir am Herzen liegt. Wie ist es je nach Situation, wenn du ein „Nein" hörst?

Wie gehst du selber damit um? Wie fühlt sich das in deinem Körper an? Wie fühlt sich das in deinen Emotionen an? Ja, das ist meine Frage für dich heute, mit der du dich wenn du möchtest beschäftigen darfst und bevor wir der Straße jetzt zu nahe kommen und hier der nächste Kutter vorbeifährt, mit übrigens niederländischer Flagge, das erste Schiff hatte auch schon eine niederländische Flagge, wir sind hier umgeben von Niederländern in Köln, habe ich das Gefühl.

Da passt ja unser kleines niederländisches Thema heute wieder sehr schön rein. Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Tag. Genauso sonnig wie mein Tag hier in Köln und ich freue mich, dich morgen wieder dabei zu haben.

Disclaimer:

Dieser Podcast ist ein virtueller Spaziergang und dient ausschließlich der Information und Inspiration. Die Inhalte stellen keine Psychotherapie, kein Coaching und keine professionelle Beratung dar und ersetzen diese auch nicht.

Alle hier formulierten Aussagen sind wissenschaftlich recherchiert. Die entsprechenden Referenzen und Quellen findest du im Anhang der Show Notes zu dieser Folge.

Ich übernehme keine Verantwortung für die Richtigkeit der wissenschaftlichen Aussagen oder deren Anwendung. Die Inhalte dieses Podcasts sind nicht als Anleitung zu verstehen, etwas Bestimmtes zu tun, sondern dienen rein der Inspiration und Anregung zum Nachdenken.

Bei gesundheitlichen oder psychischen Problemen wende dich bitte an entsprechende Fachkräfte oder Beratungsstellen.

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