Spielen. Hilft Spielen mir besser zu denken?

Shownotes

Hallo und herzlich willkommen. Schön, dass du wieder mit dabei bist bei Walk & Talk mit Ida auf unserem Spaziergang. Beim letzten Mal habe ich dir ja davon erzählt, dass es einige Strukturen in unserem Gehirn gibt, die unser Leben lang weiter wachsen und neue Zellen bilden sozusagen. Und dass es überhaupt nicht normal ist, dass wir zumindest in den Bereichen im Gehirn an Zellen insgesamt verlieren, sondern wir bilden da echt immer wieder neue.

Und das finde ich so faszinierend, wenn es um das Thema Resilienz geht, was ja im Büroalltag unglaublich wichtig ist. Wenn es um allgemein unser Wohlbefinden geht, um Verhindern von Degeneration im Kopf. Und ich habe dir ja letztes Mal schon davon erzählt, dass dieser Hippocampus, in dem diese Neubildung am meisten stattfindet, sich bei Bewegung, hier so wie wir jetzt hier draußen, Bewegung zum Beispiel in der Natur. Und es gibt noch einige andere Dinge, die unglaublich viel helfen.

Und eines davon, denke ich, macht unglaublich viel Spaß, mir zumindest, und das ist das Spielen. Das darf auch gerne draußen sein, zum Beispiel mit dem Hund oder mit den Kindern, aber auch drinnen. Also egal wo du spielst. Ja, auch als Erwachsene, und genau das meine ich, auch als Erwachsene dürfen wir spielen.

Und da möchte ich dir über ein paar Experimente erzählen, die man wohlgemerkt mit Mäusen gemacht hat, weil man das etwas besser kontrollieren kann. Aber tatsächlich hat man die auch teilweise mit Menschengenen ausgestattet, die dafür sorgen, dass man zum Beispiel Alzheimer bekommt und ähnliches. Also Neurodegeneration, dass es schlechter wird im Kopf.

Und wenn man diese Mäuse statt in einen Standard-Käfig in einen Abenteuerspielplatz-Käfig steckt, wo sie andere Artgenossen haben und wo sie unterwegs sind in einem großen, großen Gebiet, wo sie ganz viel zum Spielen haben, dann merkt man, dass auf diesem Abenteuerspielplatz, in dem Spiel auch mit den anderen Mäusen, diese vorprogrammierten Schrumpfungen des Gehirns nicht auftreten.

Denen ging es sogar besser als Mäusen, die diese Schrumpfungsgene nicht hatten, die aber in einem Standardkäfig ohne großes Spielzeug, ohne irgendwas gesessen haben. Ja, das finde ich persönlich unglaublich spannend, denn wir Menschen sperren uns ja auch immer gerne in Standardkäfige ein, meistens Büro genannt, und haben dort eher negativen Stress.

Und tatsächlich ist negativer Stress, also Stress, mit dem wir nicht positiv umgehen können, bei dem wir uns nicht bewegen können, dem wir nicht gut einordnen können, dem wir nicht in den Griff kriegen, auch etwas Negatives. Da werde ich bestimmt auch nochmal drüber reden. Aber wenn man sich so die klassische Bürolandschaft, und da will ich gar nicht über die Cubicles in den USA reden, die es ja bei uns in den Großraumbüros teilweise auch gibt, aber auch die Einzelbüros wie gesagt, die kleine Mäusekäfige. Ja also die Experimente zumindest an Mäusen in ähnlichen Situationen zeigen, dass wenn wir in einer langweiligen, in einer stressigen Umgebung sind, unsere Degeneration verstärkt wird.

Während in einer natürlichen, in einer Spielumgebung, in der man Abenteuer erleben kann, am liebsten mit anderen zusammen, dass sich da diese Verschlechterung nicht einstellt und ganz im Gegenteil, dass der Kopf sozusagen besser wird, dass sich mehr neue Neuronen in diesem Hippocampus bilden und insgesamt die Mäuse gesünder und länger leben.

Ja, ich weiß, wir sind keine Mäuse und Mäuse sind also nicht alles, was man in Mäuseexperimenten findet, muss man direkt glauben. Aber man hat das natürlich auch sich bei Menschen angeguckt, wie sich Spiel und Möglichkeiten zu spielen und generell die Lust, sich spielerisch zu verhalten und zu bewegen, auf Menschen hat. Insbesondere für Kinder. Man hat untersucht, wenn Kinder Pausen haben und frei spielen können, dabei ist es tatsächlich sogar ein Unterschied, ob sie frei spielen oder ob sie nach Regeln spielen müssen, wie jetzt so ein kompetitiver Sport, dass dieses freie Spiel tatsächlich die meist förderliche Wirkung hat. Und das finde ich einfach total schön.

Denn ich bin selber total gerne draußen. Für mich ist der Wald immer so eine Art Abenteuerspielplatz, wo man über Baumstämme balancieren kann. Und am liebsten mache ich das tatsächlich auch mit Menschen zusammen, wo man Pilze suchen kann, neue Dinge finden kann und alle möglichen Abenteuer hat. Pauli findet das ja auch immer sehr schön und abenteuerlich hier. Er guckt gerade irgendeinem Vogel nach.

Ja, wenn du möchtest, dass dein Hirn sich positiv entwickelt, dann würde ich sagen, ja, deine Resilienz, deine Entwicklung förderst du auch übrigens im höheren Alter noch. Also bitte nicht denken, ich bin kein Kind mehr, das gilt nicht für mich. Nein, auch wenn du schon, wie ich, 40 bist, 41 genauer gesagt.

Ja, Pauli komm mit, wir gehen wieder in die andere Richtung. Ja, du willst zu dem Vogel da, aber das haben wir jetzt nicht. Der Vogel will, glaube ich, nicht mit dir spielen, auch wenn du mit ihm spielen willst. Ja, Pauli kommt wieder mit unter Protest. Also auch wenn du schon über 40 bist, selbst wenn du über 60 oder über 80 bist und jetzt hier mit mir spazieren bist, da ist keine Altersgrenze daran zu spielen.

Wie gesagt, ob das mit dem Hund ist, ob das mit Kindern ist, ob das einfach miteinander ist, ob das Abenteuer sind, die du alleine erlebst, möglichst in natürlicher Umgebung. Das hilft definitiv. Und ja, mit Artgenossen ist auf jeden Fall förderlich. Das wäre mein Tipp, mein heutiger Tipp, meine Inspiration und ja, meine Anregung für deine eigene Hirngesundheit, für deine mentale Stärke, für deine Resilienz, wenn du möchtest. Und meine Frage des Tages ist dann natürlich, woran erkennst du für dich, dass du gerade spielst? Denn wir Erwachsenen haben das ja manchmal sogar verlernt oder denken, ach das ist doch gar kein Spiel. Und gibt es irgendwas, woran du merkst, hey, das ist jetzt gerade ein Spiel für mich, da habe ich Lust drauf, ja, es macht Spaß.

Spiele können ja auch jede Art von sozialer Interaktion sein, wenn das eine spaßige Art ist, und es ist ja gar nicht so festgesteckt, was ein Spiel ist. Also woran erkennst du für dich, dass du gerade spielst und damit massiv dein Gehirn förderst? Ich gehe hier noch weiter spazieren und fördere damit auch mein Gehirn mit der Bewegung an der frischen Luft und in der Natur.

Und ich wünsche dir noch einen wunderschönen Tag. Mach's gut!

Literatur:

Nehls, M. (2022). Das erschöpfte Gehirn: Der Ursprung unserer mentalen Energie – und warum sie schwindet - Willenskraft, Kreativität und Fokus zurückgewinnen. Heyne Verlag.

Chen, S. Z., Wu, X., Yang, T., Huang, J. G., Huang, S. X., & Wang, Q. (2007). Brain-derived neurotrophic factor (BDNF) is required for the enhancement of hippocampal neurogenesis following environmental enrichment. Brain Research1145, 114–122. https://doi.org/10.1016/j.brainres.2007.03.011

Liu, C., Solis, S. L., Jensen, H., Hopkins, E. J., Neale, D., Zosh, J. M., Hirsh-Pasek, K., & Whitebread, D. (2017). Neuroscience and learning through play: a review of the evidence. The LEGO Foundation, DK. (ISBN: 978-87-999589-2-4)

Schloesser, R. J., Lehmann, M., Martinowich, K., Manji, H. K., & Herkenham, M. (2010). Environmental enrichment requires adult neurogenesis to facilitate the recovery from psychosocial stress. Molecular Psychiatry15(12), 1152–1163. https://doi.org/10.1038/mp.2010.34

Siviy, S. M. (2016). A Brain Motivated to Play: Insights into the Neurobiology of Playfulness. Behaviour153(6-7), 819–844. https://doi.org/10.1163/1568539X-00003349

West, G. L., Konishi, K., Diarra, M., Benady-Chorney, J., Drisdelle, B. L., Dahmani, L., Sodums, D. J., Lepore, F., Jolicoeur, P., & Bohbot, V. D. (2018). Impact of video games on plasticity of the hippocampus. Molecular Psychiatry23(7), 1566–1574. https://doi.org/10.1038/mp.2017.155

Disclaimer:

Dieser Podcast ist ein virtueller Spaziergang und dient ausschließlich der Information und Inspiration. Die Inhalte stellen keine Psychotherapie, kein Coaching und keine professionelle Beratung dar und ersetzen diese auch nicht. Alle hier formulierten Aussagen sind wissenschaftlich recherchiert. Die entsprechenden Referenzen und Quellen findest du im Anhang der Show Notes zu dieser Folge. Ich übernehme keine Verantwortung für die Richtigkeit der wissenschaftlichen Aussagen oder deren Anwendung. Die Inhalte dieses Podcasts sind nicht als Anleitung zu verstehen, etwas Bestimmtes zu tun, sondern dienen rein der Inspiration und Anregung zum Nachdenken. Bei gesundheitlichen oder psychischen Problemen wende dich bitte an entsprechende Fachkräfte oder Beratungsstellen.

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